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Familie & Soziales

Heartkids e.V. – ein Herz für die benachteiligten Mädchen Indiens

Bild: Dvořák Photography
Indisches Mädchen sitzt in einem Computer-Raum am PC. Im Hintergrund sind weitere Mädchen am PC zu sehen.

Die in Gröbenzell aufgewachsene Sozialpädagogin Judith Retz hat 2004 den Verein Heartkids e.V. gegründet und widmet sich seitdem mit ganzem Herzen den Ärmsten der Armen in Indien. Dank einer einstimmigen Gemeinderatsentscheidung unterstützt Gröbenzell die „Herzenskinder“ von Anfang an mit 1.500 Euro pro Jahr, was z.B. die laufenden Jahreskosten für eine ganze Kindertagesstätte in Indien deckt. Hier stellen wir den Verein und seine Gründerin vor.

Ein Auslandssemester ist für viele junge Menschen eine spannende Erfahrung. Doch für Judith Retz, aufgewachsen in Gröbenzell und dann zum Studium der Sozialpädagogik nach Freiburg gezogen, war es eine lebensverändernde Entscheidung: 2004 ging sie für ihre Diplomarbeit nach Indien. Zwar schrieb sie die Abschlussarbeit dort wie geplant. Vorher aber gründete sie – berührt von der extremen Armut vor Ort – Heartkids e.V.: Dieser Verein leistet nun seit bereits 18 Jahren tatkräftige Hilfe, um mittellosen Mädchen in Nord- und Südindien aus Armut, Abhängigkeit und Gewalt zu helfen und sie in ein selbstbestimmtes Leben zu begleiten. 

Der Schlüssel heißt Bildung. Etwas, das gerade im ländlichen Raum für Mädchen aus der Unterschicht kaum vorgesehen ist: „Viel zu viele verlassen als Teenager die Schule, um verheiratet zu werden“, erklärt Judith Retz. „Unser Ziel ist es, Mädchen aus ärmsten Verhältnissen bis zum Abitur in der Schule zu halten und ihnen dann ein Studium zu finanzieren. So können sie ihren Weg als Erwachsene würdevoll und selbstbewusst gehen und die von ihnen vorgelebte Gleichberechtigung auch ans eigene Umfeld weitergeben.“ Dazu hat Judith Retz u.a. mehrere Kindertagesstätten gegründet, in denen die Ärmsten der Armen nach der Schule Betreuung, Essen, medizinische Versorgung, Schulmaterialien und Nachhilfeunterricht bekommen können – übrigens auch Jungen. Parallel sammelt Judith Retz für jede „ihrer“ Abiturientinnen Spenden, um deren Studiengebühren zu bezahlen.

Bei der Gründung des Vereins 2004 führte das Schicksal Regie: Zu Beginn ihres Auslandsaufenthalts lernte Judith Retz vor Ort gleich in der ersten Woche eine junge Inderin namens Lidiya kennen, die auf ihre Studienbücher deutete und sagte: „DAS ist meine Zukunft – nicht mein späterer Mann!“ Sie wurde erst zur Freundin, dann zur Unterstützerin, als Judith Retz begann, im Rahmen ihrer Diplomarbeit in der südindischen Stadt Tiruvannamalai eine Nachhilfegruppe für 25 Kinder aufzubauen. Aus dem Projekt wurde schließlich ein ganzes Gebäude mit sechs Zimmern und insgesamt 120 dort betreuten „Herzenskindern“. Über die Jahre kamen viele weitere einheimische Projektpartnerinnen hinzu. Und damit eine zweite Kita, ein Kinderdorf, eine Ausbildungsstätte sowie ein Heim für Mädchen in Not. Auch ein indischer Partnerverein namens HeartGirls Trust wurde gegründet: „Er wird heute von Lidiya geleitet, die selbst aus armen Verhältnissen stammt und als studierte Sozialarbeiterin nun das beste Vorbild für die Mädchen ist“, so Retz.

Mittlerweile ist auch ein zweiter Schwerpunkt entstanden: Prävention, Rettung und Schutz vor sexueller Gewalt. So stärkt Heartkids e.V. die in seinen Einrichtungen betreuten Mädchen mit Workshops und Aufklärung über das gesellschaftliche Tabu-Thema. Zudem unterstützt der Verein ein Projekt im Norden Indiens, wo Opfer schwerer sexueller Gewalt aufgenommen, therapiert und schließlich selbst zu Anwältinnen ausgebildet werden. Die Einzelschicksale treiben Judith Retz an, sich fortlaufend zu engagieren: „Ich sehe immer ganz direkt, was unsere Hilfe bewirkt. Jedes einzelne Mädchen ist die Arbeit wert!“

Nach vielen Jahren in Indien lebt Judith Retz nun wieder in Freiburg, ihrem ehemaligen Studienort. Die Projekte auf dem Subkontinent laufen aber unverändert weiter, denn einheimische Vorsitzende leiten die praktische Arbeit vor Ort. Judith Retz stemmt von Deutschland aus Projektkoordination, Patenschaften und Spendenarbeit und ist täglich in engem Austausch mit ihrem Team in Indien – neben ihrer Berufstätigkeit und als Alleinerziehende. Sie denkt dabei an die Zukunft der Mädchen in Indien, denn schon kleine Beträge bewirken dort viel: „Mit 40 Euro monatlich kann etwa schon eine junge Lehrerin bezahlt werden, die den betreuten Kindern täglich 90 Minuten Nachhilfe gibt“, erklärt Retz.

Judith Retz umarmt ein indisches Mädchen
„Yeah, wieder ein Mädel! Wieder eine Zukunft.“ Dieser Gedanke trägt Judith Retz’ Engagement.

Derzeit läuft parallel zu den normalen Aktivitäten noch die jährliche Kalender-Aktion: Heartkids e.V. legt immer im Herbst einen hochwertigen Fotokalender auf, der gegen eine Spende von 10 Euro erhältlich ist. Der Erlös fließt zu 100 % in die Arbeit des Vereins. Weitere Informationen und Kalenderbestellung unter www.heartkids.de.